Straßenbenennung nach Adam Stegerwald

Adam Stegerwald, geboren (1874) und aufgewachsen in Franken (Geußenheim/Ufr.), war zunächst Holzarbeiter und studierte, nach Weiterbildung, dann Volkswirtschaft in München und Köln. Er engagierte sich frühzeitig in der Christlichen Gewerkschaft und hatte dort ab 1899 leitende Verantwortung.

Noch im Kaiserreich, während des Ersten Weltkrieges, wurde er für die Zentrumspartei 1917 Mitglied der ersten Kammer des Preußischen Landtages. Von 1919 bis 1929 war er im Reichsvorstand des (christlichen) Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Stegerwald war 1919-1920 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und einer der Väter der Weimarer Verfassung. Wenige Monate nach dem Ende der Monarchie war er ab 1919 Minister für Volkswohlfahrt im Freistaat Preußen, dem größten Bundesland der Weimarer Republik. 1921 war er dort für ein halbes Jahr Ministerpräsident. In den bewegten Jahren der Weimarer Republik war Stegerwald von 1928 bis 1929 Fraktionsvorsitzender der Zentrumspartei im Berliner Reichstag und von 1929 bis 1932 Mitglied der Reichsregierung in den Kabinetten der Kanzler Hermann Müller (SPD) und Heinrich Brüning (Zentrum); 1929-1930 Verkehrsminister und 1930-1932 Arbeitsminister. Sein Ziel, den Weimarer Sozialstaat unbeschadet durch die Weltwirtschaftskrise zu führen, konnte er nur teilweise erreichen, für manches fand er keine Mehrheit.

Steigerwald, dem jede Radikalität zuwider war, stand in scharfen Gegensatz zu Nationalsozialisten und Kommunisten. Für beide war er Subjekt des Hasses. Am 21. Februar 1933 wurde Stegerwald auf einer Wahlveranstaltung in Krefeld von Nationalsozialisten tätlich angegriffen, niedergeschlagen und schwer verletzt. Mit der Gleichschaltung der Gewerkschaften zur ‘Arbeitsfront’ nach der Machtergreifung Hitlers verlor er alle öffentlichen Ämter und jeden direkten politischen Einfluss. Stegerwald musste 1933-1934 vorübergehend untertauchen um sich der Verfolgung zu entziehen. Er zog sich dann in das Privatleben zurück, hielt aber während des ‘Dritten Reichs’ stets Kontakt mit Oppositionellen. Anfang 1944 kehrte er zurück in seine fränkische Heimat, nach Würzburg. Nach dem Attentat auf Hitler am 20.Juli 1944 wurde er verhaftet. Stegerwald saß drei Monate in Gestapo-Haft in Würzburg.

Stegerwald hatte, angesichts der Zerrissenheit des Parteienspektrums und damit der Schwäche der demokratischen Parteien insgesamt, bereits gegen Ende der Weimarer Republik die Vision einer konfessionsübergreifenden christlichen Volkspartei mit starker sozialer Ausprägung.

Bereits in den letzten Kriegstagen arbeitete er, entschiedener Gegner einer Wiederbegründung der katholischen Zentrumspartei, für den demokratischen Wiederaufbau Deutschlands nach dem vorhersehbaren Zusammenbruch für sich und in kleinem Kreis konzeptionell an dieser Vision für eine neue Partei.

Unmittelbar nach Kriegsende begann Stegerwald, den die US-Militärregierung im Mai 1945 zum Regierungspräsidenten von Unterfranken ernannte, mit der Sammlung von Gleichgesinnten in Franken. Stegerwald war der führenden Kopf der fränkischen Gruppe, die sich mit der altbayerischen und Münchner Gruppe um Josef Müller im Sommer und Herbst 1945 zur Gründung der Christlich-Sozialen Union (CSU) zusammenfand.

Stegerwald, der in scharfem Gegensatz zu klerikal-katholischen Strömung um Alois Hundhammer stand und konsequent eine gesamtdeutsche Ausrichtung gegenüber bayerisch-separatistischen Ideen vertrat, konnte sich bei den Gründungstreffen programmatisch durchsetzen. Bis heute prägen seine Grundvorstellungen das Fundament der CSU als moderne Partei. Dass der Parteinahme ‘CSU’ auf Stegerwald zurückgeht wurde später erzählt und ist auch naheliegend, hinreichend dokumentiert ist das aber nicht. Der Gewerkschafter Stegerwald stand für das C und vor allem aber auch für das S in der CSU, aber auch für die fränkische Identität in der neuen Partei.

Stegerwald starb im Dezember 1945, nur ein halbes Jahr nach Kriegsende, an einer mangels Pennicillin nicht ausbehandelten Lungenentzündung. Den Wiederaufbau und das Wiedererstarken der Demokratie in Deutschland mit der Gründung der Bundesrepublik hat er nicht mehr erlebt. In nur einem halben Jahr hat er aber die Parteienlandschaft Nachkriegsdeutschlands nachhaltig mitgeprägt.

Zahlreiche deutsche Städte, auch weit außerhalb Frankens, ehren sein Gedenken mit einer Straßenbenennung. Beispielsweise Bamberg, Bremen, Dachau, Düsseldorf, Gerolzhofen, Haßloch, Koblenz, Köln, Ludwigshafen, Mainz, Osnabrück, Remscheid, Schweinfurt, Trier und Würzburg. In Nürnberg gibt es bis heute keine Adam-Stegerwald-Straße.

Daher stellt die CSU-Stadtratsfraktion zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden

Antrag:

Die Stadt Nürnberg ehrt das Andenken an den Politiker Adam Stegerwald mit der Benennung einer Straße, vorzugsweise einer größeren Straße in einem der in Planung befindlichen Neubaugebiete.

Die Verwaltung unterbreitet dazu Vorschläge.

Details

Datum

6. Februar 2017

Antragsteller

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Bearbeitungsstatus

offen