Sichtbarmachung jüdischer Geschichte und Kultur im Nürnberger Stadtbild
Obgleich die Geschichte Nürnbergs durch jüdisches Leben und jüdische Kultur mitbestimmt und erheblich bereichert wurde, finden sich heute Hinweise auf Zeugnisse und Spuren dieses vielgestaltigen und wichtigen Aspekts der Stadtgeschichte nur noch sporadisch und zum großen Teil recht unauffällig im öffentlichen Raum. Dies ist im Kern auf das unheilvolle, zerstörerische Wirken während der NS-Zeit zurückzuführen.
Das bedeutende, bis in das 12. Jahrhundert zurückreichende jüdische Erbe wie insbesondere das seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gegebene einflussreiche Wirken und binnen kurzer Zeit gewonnene Ansehen wurden wie das jüdische Leben insgesamt durch die NS-Schreckensherrschaft 1933–1945 auch in Nürnberg beseitigt. Somit gilt es, dem an sich reichen und vielgestaltigen jüdischen Erbe wieder gerecht zu werden, indem an ganz unterschiedlichen Stellen innerhalb der Stadt auf die bislang vielfach verschüttete jüdische Geschichte und Kultur hingewiesen und an sie erinnert wird.
Bisher existierende „Erinnerungsorte“ wie Straßennamen, Gedenk- und Erinnerungstafeln sowie Denkmale wie für die ehemalige Synagoge am Hans-Sachs-Platz oder die einstige Synagoge der orthodoxen Gemeinde an der Essenweinstraße, der Alte wie der Neue jüdische Friedhof, aber auch die mittlerweile verlegten sogenannten Stolpersteine können in diesem Kontext allerdings nur ein Teil einer geplanten Sichtbarmachung sein. Es besteht vielmehr die dringende Notwendigkeit, auf „verborgene“, jedoch zentrale Orte der jüdischen Geschichte und Kultur nicht allein in der Altstadt hinzuweisen, die bislang nur selten oder gar nicht (mehr) mit der jüdischen Vergangenheit Nürnbergs in Verbindung gebracht werden.
Dazu zählen unter anderem der in der Südstadt (St. Peter) gelegene Firmensitz der Firma Bing (heute Firma Diehl), des einst weltweit größten Herstellers von Metallspielwaren, der in der Altstadt angesiedelte, bei der Mauthalle und in der Karolinenstraße, mehrheitlich von Juden betriebene Hopfenhandel, das ebenfalls früher an einem zentralen Platz der Altstadt situierte Bankhaus Kohn (Königstraße 26), der auf einen jüdischen Mäzen zurückzuführende Neptunbrunnen, der heute im Stadtpark zu finden ist, das ebenfalls dank eines jüdischen Stifters verwirklichte Luitpoldhaus, heute Teil des Hauptsitzes der Stadtbibliothek, oder das Rathaus, denn etliche jüdische Bürger wirkten maßgeblich auch auf kommunalpolitischer Ebene.
Das 2021 stattfindende Jubiläumsjahr „321 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ unterstreicht sowohl die generelle Bedeutung jüdischen Lebens für die Entstehung und das Werden Deutschlands als auch die Notwendigkeit, auch in Nürnberg an das jüdische Erbe im öffentlichen Raum in einem angemesseneren Maße als bisher zu erinnern.
Die CSU-Stadtratsfraktion stellt daher zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden
Antrag:
Die Verwaltung erarbeitet ein Konzept zur Umsetzung von konstruktiven Maßnahmen zur Sichtbarmachung des reichen und vielgestaltigen jüdischen Erbes in Nürnberg als integralem Bestandteil der Stadtgeschichte.
Details
Datum
7. Dezember 2020
Antragsteller
Kontakt
csu@stadt.nuernberg.de
0911 / 231-2907
Bearbeitungsstatus
offen