Die CSU will kreative Ideen und Architekturvielfalt durch mehr Freiheit und mehr Möglichkeiten für private Bauherreninitiativen zulassen.
In vielen deutschen Städten etwa in Berlin, Hamburg, Stuttgart oder Freiburg gibt es bei der Schaffung von Wohnraum seit längerem einen Trend zu privaten Baugemeinschaften die im dichten innerstädtischen Kontext individuelle Mehrfamilienhäuser errichten. Gerade an Dienstleistungs- und Wissenschaftsstandorten lässt sich hohes Interesse an dieser Art des Wohnens und Bauens feststellen. In der (schwarz-grün regierten) Universitätsstadt Tübingen ist in den letzten Jahren mit dem ‘Französischen Viertel’ sogar ein ganzer Stadtteil nach die-sem Konzept entstanden, der bundesweit als Pilotprojekt angesehen wird.
“Das hat Vorbildcharakter, auch für Nürnberg, nicht nur wegen der innovativen Raumkonzepte und der energetischen Effizienz, vor allem auch wegen der Lebendigkeit und der gestalterischen Vielfalt. Es setzt sich wohltuend von der konfektionierten Bauträgerproduktion ab, die ansonsten – wie auch bei uns in Nürnberg – Hand in Hand mit oft zu routinierter und funktionalistischer Bauleitplanung die mitunter etwas monoton geratenen Neubauviertel prägt. Neue Ideen können unserer Stadt da nur guttun.
Joachim Thiel, planungspolitischer Sprecher der CSU-Fraktion
Bei einer Baugemeinschaft schließen sich mehrere Bauwillige frühzeitig zusammen, um ein Haus gemeinsam zu planen und zu bauen. Dabei fließen individuelle Wünsche in die Planungen mit ein. Zudem kann die Baugemeinschaft bereits die spätere Zusammensetzung der Hausgemeinschaft bestimmen, sie wächst in der gemeinsam erlebten Planungs- und Bauphase zusammen. “Das gemeinschaftlich errichtete Mehrfamilienhaus vereinbart damit die Vorteile verdichteter städtischer Urbanität mit der Individualität des selbstbestimmt gestalteten Privathauses. Es verbindet also Individualität und Dichte und ist eine zeitgerechte Antwort auf die Frage nach der Wohnqualität in der Stadt von heute. Das Konzept richtet sich im mittleren Einkommensbereich an eine neue Nachfrage nach Individualität, Dichte, kurzen Wegen und Gemeinschaft.Baugemeinschaften stellen eine wohnungspolitische Chance dar, die Bürgerschaft im mittleren Einkommensbereich als ‘Bauherren’ inmitten der Stadt zu gewinnen”, so Thiel.
“Das hat gleichzeitig Potenzial gegen Wohnungsmangel, für eine ausgewogene Stadtentwicklung, für interessante Architekturen und für das Stadtbild. Baugemeinschaften können angesichts demografischer und gesellschaftlicher Veränderungen aber auch ein Instrument sein, um gemeinschaftliche Wohnformen, z.B. zwischen alten und jungen Menschen, zwischen Menschen mit und ohne Behinderung, zu ermöglichen.
Die Erfahrungen in anderen Städten belegen auch das vielfältig und eindrucksvoll. Der Wandel der Stadtgesellschaft verlangt nach Konzepten, die zur Wahrung des Generationengefüges und zur Umsetzung einer familienfreundlichen Politik beitragen. Baugemeinschaften sind ein moderner Weg zu Wohneigentum in der Stadt.
Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas
Leider ist dieser innovative Trend des Bauens durch private Baugemeinschaften bislang an Nürnberg nahezu vorbei gegangen. Thiel: “Den Bauwilligen in unserer Stadt und ihren Architekten fehlt es dafür bestimmt nicht an Interesse, Phantasie und Kreativität. Es sind wohl die Bedingungen – insbesondere ausreichend geeignete Grundstücke mit entsprechender Parzellierung – die das hier nicht hergeben.”
Die CSU fordert, dass die Stadt Nürnberg ihre Bauleitplanung zukünftig auch auf die Bedürfnisse von Baugruppen ausrichtet und bei der Umlegung darauf achtet, dass auch im Geschosswohnungsbau parzellenweise einzelne Häuser errichtet werden können und nicht nur eine blockweise Bebauung durch größere Bauträger. Die Stadtverwaltung sollte im Rahmen ihrer Möglichkeiten dabei insbesondere auch Baugruppen, die gemeinschaftliches Wohnen realisieren, im Kontext der Wohnbauförderung, der Baulandpolitik und der Planungs- und Genehmigungspraxis angemessen unterstützen und beraten.
“Die Errichtung selbstkonzipierter Mehrfamilienhäuser durch privatrechtliche Bauherrengemeinschaften (Baugruppen) ist auch angesichts der immer schwieriger werdenden Verhältnisse auf den Nürnberger Wohnungsmarkt unbedingt zu unterstützen. Auch um solche kreative Innovationen umsetzen zu können, braucht es ein starkes Baureferat in Nürnberg, statt eines neuen Konstrukts aus Umwelt- und Planungsbehörde”, so der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, Sebastian Brehm.