Aufwertung für Bahnunterführungen gefordert
Ausleuchtung und Effektillumination der Allersberger- und der Celtisunterführung Nürnberg hat zwei sehr lange Unterführungen aus der Gründerzeit.
Die Allersberger wie die Celtis-Unterführung verbinden unmittelbar östlich und westlich des Hauptbahnhofes die Südstadt mit der Altstadt.
“Wegen der enormen Breite des Gleiskörpers – der in Bahnhofsnähe 22 Gleise unterquert – weisen beide Unterführungen eine erhebliche Länge auf. Sie stellen auch eine wichtige Fußgängerverbindung dar. Dennoch werden diese Fußwege oft gemieden, da sich durch die Länge, die Dunkelheit und die teilweisen Ansätze einer Verwahrlosung durch Abfälle und Schmierereien bei vielen Passanten ein Gefühl der Beklemmung auftritt”, so Antragsteller Joachim Thiel, stadtplanungspolitischer Sprecher der CSU.
Die Stiftung ‘Lebendige Stadt’ verfolgte unter dem Schlagwort “(Rück-)Gewinnung verlorener Öffentlichkeit” bundesweit das Ziel solche schwierigen urbanen Räume zu verbessern und ihnen wieder ein Mindestmaß an Aufenthaltsqualität zurückzugeben. Im Jahr 2011 hatte die Stiftung deshalb ein Förderprojekt für die Effektillumination innerstädtischer Bahnunterführungen ausgelobt. Leider hat es die Nürnberger Bauverwaltung versäumt, dafür Projekte anzumelden, so dass die Fördermittel in andere Städte geflossen sind. Gleichwohl sollten wir die positiven Erfahrungen von dort nutzen.
Zu den typischen innerstädtischen Problemzonen ‘verlorener Öffentlichkeit’ gehören auch die großen Bahnunterführungswerke, wie sie in den großen deutschen Städten Ende des 19. Jahrhunderts und um die vorletzte Jahrhundertwende zuhauf entstanden sind. Die Stiftung ‘Lebendige Stadt’ hatte in Hamburg mit der gründerzeitlichen Sternschanzenbrücke bereits ein Pilotprojekt gefördert. Im Rahmen dieser Maßnahme wurden die Natursteinbrückenpfeiler und –Portale und die gemauerten Seitenwände gereinigt, die Stahlkonstruktion gestrichen und die öffentliche Beleuchtung komplett erneuert.
Das Beleuchtungskonzept wurde unter Mitwirkung eines Lichtkünstlers entwickelt. Einerseits schafft eine helle Ausleuchtung bei Vermeidung dunkler Ecken und einer kompletten Aufhellung des Fußgängerkorridors subjektive Sicherheit, zum anderen wurden die gründerzeitlichen Architekturdetails durch z.T. farbiges Licht effektvoll in Szene gesetzt, so dass das formschöne historische Ingenieurbauwerk jetzt erst überhaupt wahrnehmbar geworden ist. Dabei kam – was heute als selbstverständlich gelten sollte – moderne wartungsarme und energieeffiziente LED-Technik zum Einsatz.
“In Hamburg wurde aus einem Unort – von vielen als Schandfleck empfunden – ein ‘Hingucker’ der als gründerzeitliches Schmuckstück zur Aufwertung und Akzentuierung eines ganzes Viertels beigetragen hat”, lobt Stadtrat Thiel die Umsetzung in Hamburg. Eine deutlich erhöhte Fussgängerfrequenz zeigt, dass die Unterführung jetzt auch angenommen und wohl nicht mehr gemieden wird. Das Hamburger Beispiel kann uns Vorbild sein, da die Probleme bei den beiden genannten Nürnberger Bauwerken weitgehend dieselben sind. Insbesondere ist die völlig veraltete Beleuchtung unzureichend und sowohl ästhetisch wie energetisch mangelhaft und eigentlich längst ersatzbedürftig. Bei dieser Gelegenheit sollten aber nicht nur von SÖR ein paar Leuchten ausgetauscht werden, sondern es sollten hier wirklich ‘Nägel mit Köpfen’ gemacht werden.
Zudem kommt dass auch beide Nürnberger Objekte mit ihren Natursteinportalen und –Widerlagern und den genieteten Stahlträgern mit ihren Teils geschweiften Formen und angedeuteten Kapitellen ihren architektonischen Reiz haben. Die Gestaltung beider Unterführungen geht weit über ein reines Zweckbauwerk hinaus. Diese Details mit ihren Anklängen an Jugendstil und beginnendes Art-Deco, sind heute allerdings allenfalls auf den zweiten oder dritten Blick wahrzunehmen.
Hier ergibt sich die Chance für ein kleines Stück Stadtreparatur und ganz konkrete Umgebungsverbesserung bei verhältnismäßig geringem Aufwand.